Geschichte


So ist der Verein entstanden

Gegründet 1918

Der Gemeindeverein wurde 1918 von liberal gesinnten Bürgern gegründet, um unabhängig das kulturelle und politische Gemeinde-leben mitzugestalten. Der Verein betreute bis zur Stadtwerdung u.a. die Gemeindebibliothek und organisierte jährlich die 1.-Augustfeier. Lange Jahre den Parteilosen als Wahlforum dienend, engagierte sich der Gemeindeverein kulturell und umweltorientiert mit Erfolg an den Kommunalwahlen 1974. Seither ist der Gemeindeverein im Parlament und allen Behörden vertreten und stellte von 1990 bis 2010 den Stadtpräsidenten, 12 Jahre war dies Jürg Leuenberger, von 2002 - 2010 Walter Fehr.

 

Aktivitäten

 

Unter dem Slogan ,,Kultur und Politik lokal" beteiligt sich der Gemeindeverein aktiv am politischen Geschehen und lokalen Kulturleben. Dazu gehören die Unterstützung der Dorfträff und Mettlen-Veranstaltungen, die Hobby-Künstlerausstellung und Organisation von Exkursionen sowie geselligen Anlässen. Zu Gemeindesachgeschäften und kantonalen/regionalen Anliegen wird regelmässig Stellung genommen. Die Entwicklung im Zusammenhang mit dem Flughafen, dem Neubau der Glattalbahn sowie die Nutzung des Glattparks sind aktuelle Themen und stossen auf grosses Interesse.

 

Ziele

  • Förderung und Erhaltung einer vielfältigen kommunalen und regionalenKultur.

  • Verbesserung der Gemeindestrukturen, damit Opfikon-Glattbruggs EinwohnerInnen einen lebenswerten Ort vorfinden und sich bei uns wohlfühlen.

  • Mitwirkung am kommunalen politischen Geschehen als liberale, sachlich orientierte, der Bildung und Umwelt verpflichtete unabhängige Organisation.

 

Geschichtlicher Hintergrund

 

Im laufenden Jahrhundert war unser Land während zweier weltweiter Kriege lange Zeit umtobt, auf Schmalkost gesetzt und selber ernsthaft gefährdet. Die grösste politische Erschütterung aber hatte es im November 1918 anlässlich des General­streiks auszustehen, als sich das bürgerliche und das sozialistische Lager voller Misstrauen und Erbitterung gegenüberstanden. Heute, nach 50 Jahren, wissen wir, dass unsere Arbeiterschaft schon damals zu weit überwiegendem Teil durchaus nicht revolutionär eingestellt war und dass die Entzweiung nie das gefährliche Ausmass erreicht hätte, wenn während der Kriegsjahre auf bürgerlicher Seite mehr Verständnis für die Not der Lohnempfänger aufgebracht worden wäre.

 

Damals aber, als das Zerwürfnis seinen Höhepunkt erreichte, sah man begreiflicherweise nur die unmittelbare Gefahr, weshalb sich die bürgerlichen Kreise überall im Land zusammenschlossen als Gegenpol der Sozialisten. So kam es auch bei uns am 21. November 1918 zur Gründung des bürgerlichen Gemeindevereins.

Wie dessen Initianten die Lage damals beurteilten, ergibt sich aus dem vom Aktuar, dem uns allen bestens bekannten, damals blutjung gewesenen Jakob Altorfer verfassten ersten Eintrag in das Protokollbuch.

Dieses den Zweck des Vereins umschreibende Vorwort lautete:

«Als im Herbst 1918 die Waffen auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen zu ruhen begannen, vollzogen sich in einigen europäischen Staaten grosse politische Umwälzungen, deren Geist und Richtung zum Teil auch in unserem Lande Anhang fanden. Es war hauptsächlich der Geist der russischen Revolution, der Bolschewismus, der einigen Sozialdemokraten besonders imponierte. Diese glaubten nun, die Einführung auch bei uns erwirken zu können. Mit allen möglichen Mitteln, sogar mit dem Generalstreik, suchten sie ihr Ziel zu erreichen. Allein die Bürger sowie die aufgebotenen Truppen standen der Regierung treu zur Seite; somit nahm diese revolutionäre Bewegung ein klägliches Ende. Das Bürgertum liess diese besorgniserregenden Tage jedoch nicht vorübergehen, ohne dadurch eine gute Lehre gewonnen zu haben.

 

Es schlossen sich jetzt die bürgerlich gesinnten Männer an vielen Orten des Schweizerlandes, so auch in unserer Gemeinde, zu kleinem oder grösseren Verbänden zusammen, um in Zukunft gegen aufständische Bewegungen gerüstet zu sein.»

 

Der Vorstand des jungen Vereins, bestehend aus Ernst Leu als Präsident, Heinrich Morf und, wie bereits erwähnt, Jakob Altorfer, widmete sich nun energisch seinen Aufgaben. Zur Vermeidung falscher Vorstellungen sei aber festgehalten, dass zwischen dem Verein und der gegnerischen Partei nie Auseinandersetzungen von ebenso gehässigem Ausmass entstanden sind wie anderswo, da die Arbeiter doch selber Bauernfamilien entstammten und da im Dorfe sich doch die meisten von Kinds­beinen her kannten.

Aus dem Vereinsprotokoll lässt sich feststellen, dass die Beratungen zu überwiegendem Teil Gemeindeangelegenheiten betrafen, insbesondere die Wahl der Gemeindebehörden, aber auch wichtige Sachgeschäfte, z. B. den Finanzhaushalt und den Steuerfuss der Gemeinde. Schliesslich gaben die Versammlungen auch Gelegenheit, kantonale oder eidgenössische Vorlagen zu besprechen. Es handelte sich also, gesamthaft gesehen, um eine ausgesprochen politische Tätigkeit. Manchmal gab es Vortragsabende, wobei meistens über ein zu jenem Zeitpunkt aktuelles Thema referiert wurde, stets mit dem Ziel, das Interesse der Einwohner am Gemeindegeschehen zu wecken.

 

Der Vorstand reichte dem Gemeinderat verschiedene Anregungen und Motionen ein. Auf seine Initiative geht zum Beispiel zurück, dass an Gemeindeversammlungen auch Nichtstimmberechtigte Zutritt haben, natürlich nur als Zuhörer, und dass das Anfragerecht nach § 51 des Gemeindegesetzes bei uns in konzilianter Weise gehandhabt wird. Seit einigen Jahren organisiert der Verein jeweils die Augustfeiern, und beim Betrieb der Gemeindebibliothek und der Kinderkrippe hilft er aktiv mit.

 

Im Laufe der Jahre bildeten sich bei uns Ortsgruppen der verschiedenen bürgerlichen Parteien. Der Gemeindeverein diente ihnen vorerst als Dach­organisation, vor allem zur gemeinsamen Vorbereitung der Wahlen und zur Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen. Nach 1945distanzierten sich aber die Parteien nach und nach immer mehr vom Verein, von dem sie sich konkurrenziert fühlten, und 1955 lehnten sie bei Wahlvorbereitungen erstmals die Zusammenarbeit mit dem Verein ab mit der Empfehlung, letzterer möge sich der Politik enthalten und andern Aufgaben zuwenden.

 

Nun war aber der bürgerliche Gemeindeverein ja schon seinem Namen nach von politischer Natur, und seine Statuten wie seine ganze Tradition waren auf Politik ausgerichtet. Er verzichtete jedoch auf weitere Beschäftigung mit Problemen des Be­zirks, Kantons und Bundes und beschränkte sich auf die aktive Verfolgung von Gemeindeangelegenheiten, da solche ja kaum je nach parteipolitischen Gesichtspunkten zu beurteilen und zu entscheiden sind. Zudem bemühte sich der Verein, seine Tätigkeit, soweit seine Kräfte reichten, auch auf Probleme des Verkehrs und der Kultur auszudehnen. Dazu musste er aber alle Kreise anspre­chen können, wobei ihm indessen die Abstempelung «bürgerlich» hinderlich war. Deshalb wurden 1958 die Statuten geändert, und seither ist der Verein parteipolitisch neutral, allen Leuten zugänglich, und heisst kurzweg Gemeindeverein.

 

Gemäss diesen Statuten will er unter anderem «unter den Einwohnern das Gefühl der Zusammengehörigkeit fördern, Gegensätze überbrücken und das Bewusstsein gegenseitiger Verantwortung wecken, alle im Interesse der Dorfgemeinschaft lie­genden Bestrebungen unterstützen». Das ist ein weiter, anspruchsvoller Rahmen; dass er vom Verein kaum je voll wird ausgefüllt werden können, ist letzterem bewusst. Dazu fehlen ihm ja trotz seiner rund 100 Mitglieder die Kräfte. Er stellt sich daher in aller Bescheidenheit in die Reibe der übrigen Vereine, Institutionen und Parteien, wel­che sich ebenfalls dem Dienst an der Gemeinschaft verschrieben haben, jede Gruppe auf ihre Weise. Der Gemeindeverein sieht eine seiner besondern Aufgaben darin, auch den vielen Einwohnern, welche sich keiner jener Gruppen anschliessen möchten, sich aber doch für die Gemeindeprobleme interessieren, zur Orientierung und Mitsprache Gelegenheit zu verschaffen, eingedenk des Wortes von Eleonora Roosevelt:

 

«Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden, als über die Finsternis zu klagen.»

 

Quelle: Opfikon, Glattbrugg, Oberhausen – einst und jetzt (1969)